Ein Bericht für unser Magazin „Start-up Campus OWL“ über das Start-up Chinkilla.

Seit über 10 Jahren betreiben Dani und Sarah leidenschaftlich Kampfsport. Dadurch konnten sie nicht nur ihr eigenes Selbstbewusstsein ausbauen, sondern auch ein Gefühl von Sicherheit und Stärke entwickeln. Dass Frauen nachts allein und ohne Sorge nach Hause gehen können, ist den beiden Gründerinnen ein wichtiges Anliegen. Und so haben sie die Idee zu Chinkilla entwickelt, um auch andere Frauen selbstbewusster und stärker zu machen.

Obwohl Sarah Alburakeh und Dani König lange nicht in derselben Stadt wohnten – die gebürtige New Yorkerin Sarah zog mit ihrem Mann nach Paderborn, während Dani für ihre Dokumentarfilme durch die Welt zog – hielt das gemeinsame Ziel, etwas bewirken zu wollen, sie in enger Verbindung. Vor etwa fünf Jahren wurde die Idee, ein gemeinsames Business aufzubauen, forciert. Die zwei wollen etwas Einzigartiges aufbauen, das die gemeinsame Leidenschaft zum Kampfsport und für Frauenrechte verkörpern soll. Ihr jetziges Start-up ist genau das: Workshops und Bootcamps rund um Selbstverteidigung und Kampfsport sowie persönliche Interaktionen, sollen Frauen helfen, sich sicherer zu fühlen. Das ganze Paket wird durch ihre mit Leidenschaft designte Kampfsportkleidung und vor allem ihre starke Marke Chinkilla komplettiert. „Es war immer ein Hobby. Aber irgendwann haben wir gemerkt: Wenn wir das wirklich wollen, müssen wir es jetzt richtig machen. Deswegen haben wir vor zweieinhalb Jahren Chinkilla gegründet“, so Dani.

„It’s the passion that drives you but also you really have to find that power source to keep going.”

Doch mit der Selbstständigkeit gingen auch ständig neue Herausforderungen einher. „You expect when you found a company, you go through all the hard work to get everything ready and then you launch and think‚ ‘thats it!’. Like, you did all the work and now the customers are going to come. But it’s not how it works. It’s an ongoing process and it really never ends. So you’re working kind of 24/7, always putting your energy into it, no matter what is coming back to you. It’s the passion that drives you but also you really have to find that power source to keep going“, erzählt Sarah über das Leben als Gründerin.

Chinkilla

Vor allem die betriebswirtschaftliche Expertise fehlte Dani und Sarah beim Einstieg in die Selbstständigkeit – beide haben ein Studium ohne betriebswirtschaftlichen Hintergrund abgeschlossen. Trotzdem würden sie immer wieder den gleichen Weg einschlagen, denn kein Studium der Welt hätte sie auf das Gründerinnen Dasein vorbereiten können. Es sei ein ständiger Prozess des Dazulernens, der sie auf die immer neuen Herausforderungen vorbereite. Vor allem aber schätzen sie sich gegenseitig: „Ich glaube, dass die beste Grundlage für unser Start-up eine ganz enge Partnerschaft ist“, sagt uns Dani.

#JoinOurFight

Mit dem Gründerstipendium NRW und einem eigenen Büro startete auch ihre Zeit bei uns in der garage33. Mit regelmäßigem Coaching und Feedbacksessions unserer Gründungscoaches, aber vor allem reichlich intrinsischer Motivation der beiden Gründerinnen, konnte Chinkilla sich weiterentwickeln. Im Sommer 2021 launchten Dani und Sarah ihre erste eigene Fight Gear Line, eine Kollektion für (angehende) Kampfsportlerinnen, die ihnen gerecht wird, in Europa produziert wurde und Sportlerinnen durch Farbe oder Knappheit nicht klischeehaft kleidet. Doch die beiden wollten mehr: Und so entstand die #JoinOurFight Kampagne. Für den internationalen Frauentag 2022 zogen Dani und Sarah etwas ganz Großes auf, das sie selbst zunächst nicht für möglich gehalten hätten. Und die Kampagne boomte: In 25 Fitness- und Sportstätten in ganz Deutschland konnten über 800 Frauen in kostenlosen Kampfsport- und Selbstverteidigungskursen lernen, sich selbst zu schützen. Das bereits extrem starke Netzwerk der beiden Gründerinnen ist dadurch noch größer geworden und die Marke Chinkilla mittlerweile deutschlandweit bekannt.

Hinweis: Der Bericht wurde im Sommer 2022 für unser Magazin „Start-up Campus OWL“ (erschienen im Dezember 2022) verfasst.

Ein Interview für unser Magazin „Start-up Campus OWL“ mit Autorin und Mentorin für Unternehmer:innen Paula Brandt.

Wirtschaft neu gestalten heißt für Paula Brandt Verantwortung übernehmen, Haltung zeigen, langlebiges Wirtschaften, Entscheidungen treffen, die Generationen überdauern, Nachhaltigkeit über die rein ökologische Verantwortung hinaus und sinnstiftendes Arbeiten. In ihrem Buch „WHY I CARE – Wie gute Unternehmer großartig werden … und privat im Lot bleiben“ schreibt sie über den Weg zu nachhaltigem Erfolg.

Als Expertin und Mentorin für nachhaltige Unternehmensführung willst du Unternehmer:innen nach vorne bringen, die nach klaren Werten handeln und gemeinsam neue Wachstumspfade gehen. Nun hast du ein Buch über deine Arbeit geschrieben. Du sprichst von einer neuen Welt, in der eine andere Art des Unternehmertums hin zu einem größeren Nachhaltigkeitsbegriff notwendig wird. Was hat es damit auf sich?

Wenn ich heute mit Unternehmer:innen spreche, stelle ich fest: Es hat sich etwas verändert. Sie fragen mich: „Was kann ich tun, um diese Welt auch für die nächsten Generationen zu einem friedlicheren und lebenswerteren Ort zu machen? Welchen Hebel habe ich? Was braucht es?“ Sprich: Die Lösung unserer gesellschaftlichen Probleme und die Situation auf unserer Welt hat für sie an Priorität gewonnen. Sie wollen einen Impact machen, also eine nachhaltige Wirkung darauf erzielen, dass sich etwas zum Besseren entwickelt.

Im Buch gebe ich ihnen das Handwerkszeug dafür. Schon der Titel zeigt, worum es geht:

Das WHY steht für dein Warum, deinen Lebenszweck, für das, wofür du brennst und was du in diese Welt bringen willst.

Das I steht dafür, wie du das WHY mit deiner speziellen Persönlichkeit und deinen Stärken am besten in diese Welt bringen kannst. Welches Umfeld brauchst du?
Wie bist du am wirksamsten?

Das CARE steht für den Beitrag, den du für andere und für die Welt leistest, und für deine konkreten Geschäftsmodelle.

Dahinter steht immer ein Arbeiten, das dich persönlich erfüllt, dir aber auch gesundes Wachstum ermöglicht. Denn Impact zu erzielen ist alles andere als Sozialromantik. Es geht um ein nachhaltiges profitables Wirtschaften.

Dein erstes Buch „Mayday aus der Chefetage – Warum Manager in Krisen scheitern“ (2015) ist als Reaktion auf Management in Machtstrukturen entstanden. Mit „WHY I CARE“ schlägst
du eine gänzlich andere Richtung ein. Anhand vieler realer Best Practice Beispiele stellst du Unternehmer:innen mit Vorbildcharakter vor. Was macht die sogenannten Impact-Unternehmer:innen aus? Was machen sie anders als jene aus deinem ersten Buch?

Der Begriff Impact-Unternehmer:innen klingt erstmal, genau wie Purpose, nach einem Buzz-Word. Wie viele inzwischen sagen: „Ich würde auch gerne etwas mit ein bisschen mehr Impact machen?“ Sie setzen sich dann manchmal für etwas ein, das sie als sinnstiftend empfinden, z. B. für die Rettung von Flüchtlingen aus dem Mittelmeer. Das ist schon mal gut, aber ist nicht die Art von nachhaltigem Impact, von dem ich spreche.

Die Unternehmer:innen, die ich im Buch vorstelle, verändern etwas, weil sie ganz tief aus sich heraus von der Sinnhaftigkeit ihrer Arbeit überzeugt sind. Sie sagen Dinge wie: „Ich möchte so viel dafür geben, weil es für mich ein super Ding ist.“ Es geht also immer auch um deine persönliche Motivation dahinter – darum, dass du etwas tust, das dich erfüllt. Nicht alles, wo „bessere Welt“ dransteht, führt dich automatisch dahin. Impact-Unternehmer:innen sehen ihre Arbeit als Weg, ihren Lebenszweck, ihr Warum, in die Welt zu bringen. Einer hat mir sogar neulich gesagt: „Ich würde dafür sterben.“

Das klingt krass, zeigt aber eine Begeisterung dahinter, die ihnen die Kraft zum Durchhalten verleiht und dazu, etwas Großartiges zu schaffen und neue Wege zu gehen. Neulich habe ich selber gestaunt. Ich hatte einen Kunden in einer meiner Unternehmer:innen-Peergroups, der 150 Mitarbeitende hat und Marktführer ist – aber 51 Prozent des Unternehmens sind gemeinnützig und er spendet 20 Prozent (!) der Gewinne. Mehr Impact geht nicht.

Der 37-jährige Protagonist Julian durchläuft bei Sylvia (Krause) – eine fiktive Figur, hinter der du steckst –, einen Mentoring Prozess. Er ist zwar ein erfolgreicher Digitalunternehmer, aber dennoch niedergeschlagen und frustriert von seiner beruflichen und privaten Situation. Was ist Julians Problem, der sinnbildlich für so viele Unternehmer:innen steht und trotz bisheriger Erfolge und gutem Firmenwachstum unzufrieden ist?

Julian geht es wie vielen Unternehmer:innen. Sie sind irgendwann einmal mit voller Energie und Motivation in die Selbständigkeit gestartet. Damals hatten sie eine Vision vor Augen, die sie in die Welt bringen wollten. Aber je stärker ihre Firma dann gewachsen ist, je größer die Erfolge also wurden, desto weniger erfüllt haben sie sich gefühlt. Ich höre dann immer Sätze wie: „Ich fühle mich im Hamsterrad.“, „Ich hetze von einem Termin zum anderen, weil ich ständig Feuer löschen muss.“, „Ich habe nicht genug Zeit für mein Team.“ Und vor allem merken sie: Ihr großes Ziel, der Traum, für den sie angetreten sind, rückt in immer weitere Ferne.

Genau das passiert Julian im Buch und ist der Grund, warum er ins Mentoring geht. Er ist mit Mitte 30, finanziell unabhängig und sagte sich: „Das kann doch nicht alles gewesen sein.“ Jetzt will er Fußstapfen hinterlassen und etwas tun, das ihm noch mehr entspricht. Julian ist übrigens keine Fiktion. Ich hatte Unternehmer wie ihn bei mir im Mentoring. Das Gute bei ihnen ist, dass sie das Mindset haben, um etwas zum Erfolg zu führen – eigentlich fast egal was. Wenn sie jetzt entscheiden, einen Beitrag für andere und für die Welt zu leisten, kann Großes entstehen.

Du stellst die These auf, dass wirklich erfolgreiche Unternehmer:innen Balance in ihre Lebensbereiche bringen, indem sie eine Symbiose aus Business- und Privatleben schaffen. Fragen wie „Was ist mein Grundantrieb?“, „Wofür stehe ich?“ oder „Was sind meine unerschütterlichen Prinzipien, meine Intangibles?“ sollen helfen, Klarheit im Kern und eine stabile Mitte zu erlangen, um diese auf die unternehmerische Tätigkeit zu übertragen. Dafür hast du die Rad-Methodik entwickelt. Erkläre uns doch bitte, wie die Methodik funktioniert?

Du kannst dir die WHY-I-CARE-Methode wie einen Fahrradreifen vorstellen. Alles geht von der Nabe in der Mitte aus. Von ihr gehen die Speichen ab. Ganz wichtig ist, dass erst einmal die Nabe rund läuft. Sprich: Du kannst ansonsten keine Speichen drumherum einziehen, weil der gesamte Reifen ohne eine sauber laufende Nabe holprig laufen wird.

Die Nabe entspricht deinem Kern, deinem Warum, deiner Daseinsberechtigung. Jede Speiche beschreibt ein bestimmtes Thema, das du erledigt haben solltest. An erster Stelle stehst also immer du selber: Wer bist du? Was kannst nur du in diese Welt bringen? Das macht dich im Kern aus. Wenn du dir darüber klar bist, geht es um die Speichen, also um das Übersetzen auf dein Leben. Wie setzt du deinen Kern im Privaten und in deinem Unternehmen mit der größten Wirkung um? Ganz praktisch löst du dabei deine momentanen Engpässe auf: Wie kannst du dich aus dem operativen Kleinklein vom Geschäftsführungsalltag zurückziehen, um deinen Traum weiter voranzutreiben? Welches Umfeld brauchst du, um optimal zu funktionieren? Wie holst du deine Mitarbeitenden ins Boot, so dass sie ebenfalls dafür durchs Feuer gehen würden? Und welches Firmenwachstum ist für dich richtig?

Bei deinem sechs- bis neunmonatigen Mentoring geht es um ein echtes „from good to great“, also darum, als Unternehmer:in großartig zu werden. Du bezeichnest den Prozess als Langstreckenlauf. Was sind die wichtigsten Learnings, die du deinen Klient:innen vermittelst und wie läuft dieser Mentoring-Prozess ab?

Mein Standardsatz ist immer: „Als Kreis passt du in kein Quadrat“. Ein Pauschalrat hilft dir nicht weiter, wenn „du Wege gehst, die noch niemand ging“, denn du willst ja etwas Neues in die Welt bringen, für das es noch keine Blaupause gibt.

Why I care Paula Brandt

Gewohnte Verhaltensweisen bringen dich also nicht weiter, wohl aber dein spezifisches Set an Fähigkeiten, Leidenschaft und Stärken – eben dein Kern. Wenn es deshalb an die Umsetzung geht – du also dein Business und / oder dein Privatleben verändern und auf deinen Traum hinarbeiten willst – ist das wie bei einer gutformulierten Strategie und der Execution. Wenn du bei der Strategie nicht sauber gearbeitet hast, kann dir die beste Umsetzung der Welt nicht helfen. Deshalb: Dein Kern macht den Unterschied auf dem Weg zum „großartig werden“.

Das ist der Grund, warum ich immer damit starte, meist in einem Vor-Ort-Workshop mit dir, weil wir dabei nochmal besser an deine Knackpunkte herankommen. Es ist auch ein Realitätscheck für dich und ein Überprüfen deines Commitments, wie ernst du es meinst. Oft fließen dabei Tränen, weil es emotional ist, wenn dein großer Traum Realität wird. Du kommst aus diesem Workshop immer heraus mit einer realistischen Einschätzung, was du erreichen kannst, mit einer Strategie und einer Roadmap, wie du dahinkommst. Bei der Umsetzung lasse ich dich nicht alleine. Die Begleitung führen wir dann digital per Videokonferenz durch, meist über einen Zeitraum von sechs bis neun Monaten, je nachdem, was du dir vorgenommen hast. Die Begleitung ist besonders dann wichtig, wenn du echte Brocken auflösen willst, wie z. B. den Pro-Kopf-Umsatz je Mitarbeitendem dauerhaft zu erhöhen. Wir lassen nicht eher locker, bis du dein Ziel erreicht hast. Teilweise, wenn du eine große Vision verfolgst und dein Team mitziehen soll, führe ich auch Workshops mit deinen Teamleiter:innen und dem Gesamtteam durch. Sie committen sich im Workshop, wie sie zur Vision beitragen, und jemand aus meinem Team unterstützt sie anschließend digital dabei, im Alltag am Ball zu bleiben.

Gibt es etwas, das du unseren Gründer:innen, die am Anfang ihrer unternehmerischen Tätigkeit stehen, mit auf den Weg geben möchtest?

Es geht im Leben darum, Spuren zu hinterlassen – nicht um Durchkommen ohne aufzufallen. Das hat mir schon meine Grundschullehrerin ins Poesiealbum geschrieben: „Gehe nicht nur die glatten Straßen. Gehe Wege, die noch niemand ging. Damit du Spuren hinterlässt und nicht nur Staub.“ Ich habe erst viel später erfahren, dass der Spruch vom Schriftsteller Antoine de Saint-Exupéry stammt, und spannenderweise ist er mir zum Lebensmotto geworden.

Spuren kannst du aber nur hinterlassen, wenn du ganz bei dir bist. Ich bin selbst mit meiner eigenen Geschichte das beste Beispiel dafür. 2017 bin ich ausgestiegen aus internationalem Management und eigener Firma. Ich wusste: „Es muss eine andere Art des Wirtschaftens geben.“ Viele rieten damals ab: „Lass es. Das geht doch nicht. Du kannst doch nicht alles von früher wegschmeißen.“ Doch, das ging, und wie. Heute habe ich den tollsten Job der Welt. Wenn ich mit Impact-Unternehmer:innen arbeite, die für ihren Traum brennen und plötzlich sehen, wie er Realität werden kann, dann ist das großartig. Sie kriegen dann eine riesige Energie und wollen keinen Moment mehr verschwenden. Dann kommt mein Part zum Tragen, sie mit meinem Wissen von früher, aus Firmen wie Microsoft, bei der Umsetzung zu unterstützen. Wenn es dann läuft, gibt mir das eine riesige Befriedigung. Das ist mein Beitrag, die Welt ein Stück besser zu machen.

Dein Buch ist im ForwardVerlag erschienen – ein junger Verlag, der Teil der StudyHelp GmbH ist. Die Geschäftsführer Carlo Oberkönig und Daniel Weiner sind seit Gründung des Technologietransfer- und Existenzgründungs-Center der Universität Paderborn (TecUP) 2014 mit ihrer Hochschulausgründung StudyHelp Teil unseres Start-up Ökosystems. Warum hast du dich gegen einen klassischen Verlag und für den ForwardVerlag entschieden?

Heute wie damals bin ich überzeugt: Ein Buch über die neue Welt muss auch in einem Verlag der neuen Welt realisiert werden. StudyHelp ist ein echtes Start- up und der Founder Daniel Weiner ein Pionier mit einer großen Vision, nämlich einen führenden Verlag für Persönlichkeitsentwicklung zu schaffen. Er hat also eine genauso große Vision wie meine Impact-Klient:innen und mich damit überzeugt, das Wagnis einzugehen. Mein erstes Buch „Mayday aus der Chefetage“ ist bei einem traditionellen Verlag erschienen – bei Ariston im Random House-Verlag –, mit den Vorteilen von Reichweite und Bekanntheit, aber einem sehr langwierigen Erstellungsprozess. Der ForwardVerlag war der typische Underdog – und eine Top Wahl. Denn Daniel und sein Team sind mir ein echter Partner geworden. Und sie können Marketing! Wir haben eine Reichweite mit „WHY I CARE“ bekommen, die ich nicht für möglich gehalten hätte.

Vielen Dank für das Interview!

Kurzbiografie Paula Brandt

Paula Brandt war knapp 20 Jahre als Unternehmensberaterin für Großkunden im In- und Ausland, u.a. aus Dax-Unternehmen, tätig. Nach Stationen bei Pixelpark, Mummert+Partner und Accenture war sie zwischen 2007 und 2013 Managerin bei Microsoft, wo sie für das weltweite Top-Management sämtliche Großprojekte, die sogenannten „complex deals“, in Deutschland überwachte und steuerte. 2013 gründete sie eine erfolgreiche IT-Firma, die Orange Networks GmbH – eine der am schnellsten wachsenden Firmen im Microsoft-Umfeld. Als Gesellschafter-Geschäftsführerin verkaufte sie 2017 ihre Firmenanteile und arbeitet seitdem als Mentorin für Unternehmer:innen. Ihre analytische Art, bedingt durch ihr Asperger-Syndrom, hilft ihr dabei, immer den roten Faden zu sehen. Ihr erstes Buch „Mayday aus der Chefetage – Warum Manager in Krisen scheitern“, 2015 im Ariston-Verlag erschienen, ist ein Psychogramm von Menschen ganz oben in klassischen Hierarchien und zeigt schonungslos, unter welchem Druck sie stehen. Es beschreibt Strategien für Verhalten in Krisen und den Umgang mit toxischen Umgebungen. Ihr jüngstes Buch „WHY I CARE – Wie gute Unternehmer großartig werden … und privat im Lot bleiben“ ist 2021 im Paderborner Start-up Verlag ForwardVerlag erschienen und zeigt Wege hin zu einem neuen nachhaltigen Wirtschaften.

Hinweis: Das Interview wurde im September 2022 für unser Magazin „Start-up Campus OWL“ (erschienen im Dezember 2022) geführt.

Ein Interview für unser Magazin „Start-up Campus OWL“ mit Dr. Johannes Velling, Leiter der Abteilung „Digitalisierung, Startups und Dienstleistungen“ im Ministerium für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen.

Gründungen aus der Wissenschaft sind ein wesentlicher Innovations-, Wirtschafts- und Beschäftigungsfaktor für Deutschland insgesamt aber insbesondere auch für NRW als Bundesland mit hoher Dichte an Hochschulen. Wie sieht Ihre Agenda für die Legislaturperiode in Bezug auf Hochschulausgründungen aus? Mit welchen Programmen bzw. Maßnahmen möchten Sie dieses Potential in den nächsten Jahren für NRW heben? Welche Rolle nehmen die Exzellenz Start-up Center.NRW (ESC.NRW) in dieser Agenda ein?

Wir wollen nachhaltig ein optimales Gründungsklima in NRW schaffen und die Start-up- und Innovationskultur zu einem Aushängeschild NRWs machen. Die neue Landesregierung setzt auf Kontinuität bei der Unterstützung von Gründungen, weitet die bestehenden Aktivitäten punktuell aus und setzt neue Akzente in bestimmten Bereichen, beispielsweise bei Social- und Women-Entrepreneurship oder Climate Tech. Start-ups wurden im Koalitionsvertrag der Regierungsparteien in der Tat ein besonders großer Umfang gewidmet. Im Koalitionsvertrag heißt es zu diesbezüglichen Aktivitäten im Hochschulsektor: „Deshalb werden wir die Initiative ‚Exzellenz Start-up Center.NRW‘ verstetigen und an weiteren Universitäten und Hochschulen für angewandte Wissenschaften ausbauen. Wir schaffen ein Gründungsbudget für die Hochschulen, dass diese in eigener Verantwortung und bürokratiearm zur Unterstützung von Gründerinnen und Gründern verwenden können.“ Dies ist als klarer Auftrag an die Landesregierung zu verstehen, die erfolgreiche Maßnahme Exzellenz Start-up Center.NRW weiterzuführen und auszuweiten. Außerdem wird die Bedeutung von Patenten als Gründungsbaustein für Ausgründungen anerkannt und eine Nutzung zu fairen Bedingungen gefordert.

Die ESC.NRW haben seit 2019 einen bedeutenden Beitrag dazu geleistet, das Transfer- und Gründungspotential aus Hochschulen zu stärken, um NRW neben bspw. Berlin oder München als gründungsstarkes Bundesland zu entwickeln. Wie beurteilen Sie den Mehrwert der ESC.NRW und die weiteren Potentiale?

Bei den Exzellenz Start-up Centern hat die damalige Landesregierung bewusst viel Geld in die Hand genommen, um an den ausgewählten sechs Universitäten einen Quantensprung beim Thema Entrepreneurship und Ausgründungen zu erreichen. Die jährlichen Mittel betragen ein Vielfaches etwa der Mittel, die im Rahmen der EXIST-Wettbewerbe des Bundes bereitgestellt wurden. Mit den Mitteln konnten so Strukturen an den geförderten Universitäten aufgebaut werden, die eine enorme Wirkung in die ganze Universität hinein entfalten. Man kann in der Tat sagen, in der Geschichte Deutschlands gab es nie zuvor eine solche Kraftanstrengung, diese Themen so stark voranzubringen. Die ESC.NRW nehmen eine zentrale Rolle in der Identifizierung von Gründungsthemen an Universitäten, in der Verbreitung von Entrepreneurship-Gedanken und dem Angebot an Lehrveranstaltung etc. ein. Studierende sollen für das Thema Gründung sensibilisiert und motiviert werden und schließlich auch bei der Umsetzung einer Gründungsidee professionell begleitet werden. Ziel ist es, ein international sichtbares Innovationsökosystem mit dem Gründungsstandort Nordrhein-Westfalen zu schaffen. Ich nehme bereits jetzt wahr, dass unsere Exzellenz Start-up Center in NRW ihre Aufgabe als Leuchttürme im regionalen Ökosystem ausüben und damit als Magnet für Gründerinteressierte aus In- und Ausland dienen.

Eines der sechs ESC.NRW-Projekte bildet das Exzellenz Start-up Center.OWL (ESC.OWL) an der Universität Paderborn mit der Projektleitung aus der garage33/TecUP ab. Wie sehen Sie die Innovationsregion OWL und insbesondere das durch den ESC.OWL entwickelte Gründungspotential?

Bereits in der Vergangenheit hat die Region OWL ihr Innovationspotential unter Beweis gestellt, etwa durch das Spitzencluster Intelligente Technische Systeme OstWestfalenLippe (it`s OWL), eine Kooperation von über 180 Unternehmen. Das ESC.OWL nimmt eine besondere Rolle in dem Innovationssystem ein, indem es die Stärke der Universität Paderborn aufgreift und auf bereits bestehenden Strukturen zur Gründungsförderung aufbaut. Durch den Bau des Akzelerator.OWL mit Maker Space wird das ESC.OWL zukünftig noch stärker als Magnet für Innovation und Start-ups in die Region wirken und besondere Angebote schaffen. In OWL entstehen insbesondere B2B-Gründungen des Internets der Dinge, der additiven Fertigung und der industriellen Transformation. Außerdem wird durch die Einbindung der Technischen Hochschule Ostwestfalen-Lippe und der Fachhochschule Bielefeld durch die Universität Paderborn das Gründungsökosystem in der gesamten Region OWL nachhaltig gestärkt. Durch die Beratungsangebote des TecUP sowie der Partnerhochschulen, durch umfangreiche Sensibilisierungs- und Qualifizierungsprogramme, verschiedene Veranstaltungsformate, den Zugang zu Wagniskapital und Prototypingkapazitäten im zukünftigen Maker Space, finden Gründungsinteressierte und Gründungsteams die idealen Voraussetzungen, um ihre innovationsgetriebenen Gründungsvorhaben umzusetzen. Die Steigerung der innovativen, digitalen Unternehmensgründungen wird sich nachhaltig positiv auf die gesamte Wirtschaftsregion Ostwestfalen-Lippe auswirken.

Nach der erfolgreichen Zwischenevaluation im Frühjahr 2022 durch eine ausgewählte Jury konnten alle ESC.NRW-Projekte ihre Weiterführung bis Ende 2024 sicherstellen, darüber freuen auch wir uns sehr. Was wünschen Sie sich für die Restlaufzeit der ESC-Projekte und wie sehen Sie die Weiterentwicklung dieser Exzellenz-Start-up-Initiativen?

Für die Restlaufzeit wünsche ich mir, dass die bereits aufgebauten Strukturen sich weiter verfestigen, stabilisieren und dadurch „wetterfest“ gemacht werden und die Universitäten ihre Zusagen zur Nachhaltigkeit einhalten. Außerdem sollen die ESC.NRW zunehmend in die Regionen hineinwirken und sich der Gedanke der Professionalisierung der Entrepreneurship-Aktivitäten auf weitere Hochschulen übertragen. Ich gehe davon aus, dass alle ESC-Projekte ihre abgesteckten Ziele, KPIs und Meilensteine bis zum Ende der Projektlaufzeit erreichen. Eine enge Verzahnung zwischen den ESC-Projekten und Hochschulen, sowie weiteren Gründungsprojekten ist ein wichtiges, weiteres Ziel zur nachhaltigen Gründungsförderung in NRW, wie auch eine internationale Sichtbarkeit des Gründungsstandortes NRW zu schaffen.

In welchen Branchen sehen Sie aktuell besondere Potenziale für Ausgründungen?

Ein übergreifendes Thema ist sicherlich Nachhaltigkeit, wie auch der Deutsche Startup Monitor 2022 deutlich zeigt – ein Querschnittsthema, das viele Bereiche betrifft, immer mehr Gründungsteams interessiert, attrahiert und sich als Querschnittsgedanke durch viele Gründungsvorhaben zieht. Außerdem wird auch weiterhin Software as a Service eine wichtige Rolle spielen und B2B-Geschäftsmodelle werden noch mehr an Dynamik gewinnen – hier ist NRW bereits gut aufgestellt. Sicherlich werden wir auch in den Bereichen Life Science, Health Care und Climate Tech viele gute Ideen sehen. Besondere Potenziale für Ausgründungen stellen immer innovative High-Tech-Ideen dar, welche einen wichtigen Beitrag zur Lösung globaler Herausforderungen wie der Klimakrise leisten. Hierfür wurde das maßgeschneiderte Accelerator-Programm HIGH-TECH.NRW aufgesetzt, in welchem innovative Gründerinnen und Gründer mit Hochschulen, Industrie, Unternehmen und Investorinnen und Investoren vernetzt sowie eine Venture-Plattform und Brücken für eine klimafreundliche und wettbewerbsfähige Wirtschaft gebaut werden.

Wie Sie bereits erwähnt haben, werden Initiativen wie Social Entrepreneurship, Women Entrepreneurship oder Climate Entrepreneurship einen besonderen Stellenwert in der Agenda der Landesregierung haben. Wie intendieren Sie, diese Themen zu entwickeln bzw. zu fördern?

Der Koalitionsvertrag setzt eine Reihe von Akzenten und liefert Ansätze, denen wir nachgehen werden. Das Potential von Frauen im Gründungsgeschehen bleibt noch zu ungenutzt. Das hat viele Ursachen, die wir einzeln angehen müssen und werden – u. a. durch die Ermutigung von Frauen über weibliche Vorbilder oder die Mobilisierung von Investorinnen und Mentorinnen über paritätisch besetzte Entscheidungsgremien. Initiativen wie „FRAUEN unternehmen“ sollen gestärkt werden. Beim Thema Social Entrepreneurship sind wir bereits gut aufgestellt und werden unsere Aktivitäten weiter verstärken. Im Bereich Green- und Climate Tech haben wir beispielsweise mit dem KUER.NRW Businessplan Wettbewerb bereits einen eigenen Wettbewerb in NRW für grüne Gründungen. Auch mit dem Global Entrepreneurship Centre und dem Circular Valley führen wir seit geraumer Zeit viele Aktivitäten durch. Insgesamt setzen wir auf Diversität im Start-up-Kontext und wollen daher sowohl den Anteil an Gründerinnen und Gründer mit Migrationsgeschichte deutlich erhöhen. Man kann sicher sein, dass all diese wichtigen Themen mit einer grünen Wirtschaftsministerin eine hohe Aufmerksamkeit genießen werden.

Wo sehen Sie in der NRW-Start-up-Szene noch weiteren Entwicklungsbedarf und wie können die ESC.NRW dabei unterstützen?

Zum einen brauchen wir ein Start-up Ökosystem, welches sich selbst nährt, in dem erfolgreiche Gründerinnen und Gründer ihr Wissen und Geld auch wieder ins System einspielen, also ein Ökosystem, welches Stärke ausstrahlt. Dies ist eine permanente Aufgabe, in dem die ESC.NRW als zentrale Player natürlich eine wichtige Rolle einnehmen. Gerade das Thema Scale-ups ist in NRW noch ausbaufähig. Nicht zuletzt aus diesem Grund haben wir mit dem Scale-up.NRW Programm an diesem Punkt im letzten Jahr angesetzt. Die ESC.NRW können beim Wachstum und der Internationalisierung unterstützen. Vor allem aber haben die ESC.NRW die zentrale Aufgabe und sind unverzichtbar, wenn es darum geht, die Zahl der Start-ups und insbesondere die Zahl der Deep-Tech-Start-ups, die durch die Technologietiefe häufig einen Hochschul- bzw. Wissenschaftshintergrund haben, zu erhöhen und Entwicklungen aus diesen Bereichen zu beschleunigen. Die NRW-Start-up-Szene bedarf aber auch einer weiteren Förderung durch die Politik, um sich weiterentwickeln zu können. Politische Maßnahmen wie beispielsweise ein Gründungsfreisemester an Universitäten wie in der letzten Legislaturperiode in NRW umgesetzt tragen zur Gründungsförderung bei. Ebenso ist die weitere Sensibilisierung innerhalb NRWs in Hinblick auf die Start-up-Kultur und Gründungsunterstützung von essenzieller Bedeutung und der Zugang zu Wagniskapital zu verbessern. Insbesondere bei der Sensibilisierung können die ESC.NRW eine unterstützende Rolle als zentrale Anlaufstelle für Gründungsthemen darstellen, sowie das Verzahnen von Wissenschaft und Wirtschaft.

Neben dem ESC.OWL läuft an der Universität Paderborn ebenfalls das Bauprojekt Start-up Campus OWL mit dem Projekttitel Akzelerator.OWL mit einem integrierten Maker Space für Gründungsinteressierte, Ausgründungen und Partnerunternehmen. Welche Vorteile sehen Sie hierbei für das ESC.OWL – gerade in Bezug auf die Stärken der Region OWL wie digitale Transformation, IoT, Industrie 4.0 und Additive Manufacuring?

Durch den neuen Start-up Campus wird eine zentrale Begegnungsstätte für alle Stakeholder der Gründungsszene, Studierende sowie Unternehmer und Unternehmerinnen geschaffen. Neben der Transformation von Wissen in nachhaltige Geschäftsmodelle, schafft dieser Ort eine Fläche für zufällige Begegnungen zwischen den verschiedenen Interessengruppen und fördert somit die Sensibilisierung für das Thema Gründung. Zusätzlich bietet der Maker Space die Möglichkeit zum Prototyping, Ideen in einen Prototyp umzusetzen und die Wirtschaft insbesondere mit dem IIoT-Space zu unterstützen. Somit stärkt der neue Campus die Zusammenarbeit zwischen Unternehmen der Region OWL und der Universität Paderborn.

TecUP als Gründungscenter der Universität hat im Jahr 2017, initiiert durch regionale Wirtschaft und Kommunal- und Landespolitik, das Innovationsquartier garage33 als Freiraum für Gründer:innen und Unternehmer:innen aufgebaut, um zum einen den Start-up Zugang zu Unternehmen zu ermöglichen, andererseits regionalen Unternehmen Zugang zu Methoden und Personen zu ermöglichen, um disruptive Innovationen und Geschäftsmodelle zu entwickeln und umzusetzen. Hierdurch sollen junge, aber auch etablierte Unternehmen ihr Innovationspotential und ihre Zukunftsfähigkeit stärken. Inwiefern ist ein starkes Netzwerk rund um jedes Exzellenz Start-up Center bzw. allgemeiner die Öffnung der Hochschulen für Transfer und Gründungen essenziell? Stehen diese Aspekte auch auf Ihrer Agenda? Wenn ja, welche Initiativen wollen Sie in der kommenden Legislaturperiode diesbezüglich angehen?

Eine starke Vernetzung und Verzahnung zwischen den Exzellenz Start-up Centern, Hochschulen und der Wirtschaft ist von essenzieller Bedeutung, insbesondere im Rahmen von Transfer und Gründungen. Zum einen kann nur so eine gegenseitige Befruchtung von zwischen Forschung und Unternehmung gewährleistet werden. Zum anderen können durch die Forschung von heute Unternehmensideen von Morgen schaffen und die Wirtschaft nachhaltig fördern. Dafür wird sich die Landesregierung auch in der neuen Legislaturperiode einsetzen. Der Koalitionsvertrag gibt den Rahmen für neue Initiativen vor. Das bisher Erreichte kann sich bereits mehr als sehen lassen, aber es bleibt genug zu tun.

Vielen Dank für das Interview!

Kurzbiografie Dr. Johannes Velling
Dr. Johannes Velling ist Leiter der Abteilung „Digitalisierung, Startups und Dienstleistungen“ im Ministerium für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen und verantwortet u.a. die Bereiche Digitale Wirtschaft, Start-ups und Spin-offs, Entrepreneurship und Finanzierungen. Vor dem Wechsel nach NRW 2018 entwickelte er über knapp 15 Jahre die Start-up-Förderung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz, darunter die verschiedenen Bundesprogramme zur Mobilisierung von Wagniskapital für Start-ups wie die Konzeption des High-Tech Gründerfonds, das Programm „Existenzgründungen aus der Wissenschaft (EXIST)“, den INVEST-Zuschuss für Business Angel sowie den German Accelerator im Silicon Valley, in New York, Boston und Singapur.

Hinweis: Das Interview wurde am 6.10.2022 für unser Magazin „Start-up Campus OWL“ (erschienen im Dezember 2022) geführt.