3 Millionen Dollar Investment für Omnisent

Das Start-up entwickelt eine akustische Künstliche Intelligenz (KI), die industrielle Geräusche analysiert und so Energieverluste erkennt

16/06/2025
Adrien Jathe (Co-CTO), Ann-Kristin Balve (Co-CTO), Robin Daiber (CEO) aus dem Gründungsteam von Omnisent (©Omnisent)
Co-Founder Robin Daiber beim OWL Start-up Pitch im Februar 2025 (©garage33)

Die meisten KI-Systeme, die heute im Einsatz sind, arbeiten mit Text oder Sprache. Doch es gibt eine andere, bislang kaum genutzte Datenquelle: Alltagsgeräusche in Industrieanlagen – etwa mechanische Vibrationen, Luftströmungen oder Maschinengeräusche. Genau auf diese Signale hat sich das Start-up Omnisent spezialisiert, das Ende 2024 von Robin Daiber, Ann-Kristin Balve und Adrien Jathe gegründet wurde. Das interdisziplinäre Team fand während des Studiums an der Universität Cambridge zusammen und entwickelte seine Idee mit Unterstützung der garage33 in Paderborn weiter.

Zentral für die Technologie von Omnisent ist das eigens entwickelte Large Acoustic Model (LAM), das auf industrielle Umgebungsgeräusche trainiert ist und in Echtzeit Muster und Auffälligkeiten erkennt, die auf Störungen oder Energieverluste hinweisen können. Ergänzt wird die Software durch besonders energieeffiziente Sensoren, die kontinuierlich akustische Daten erfassen. Für diesen technologiegetriebenen Ansatz konnte Omnisent jetzt in einer überzeichneten Pre-Seed-Runde drei Millionen US-Dollar sammeln. Angeführt wurde die Finanzierung vom Berliner Frühphaseninvestor Atlantic Labs, der sich auf Start-ups mit technologischem Fokus spezialisiert hat.

Energieverluste hören, bevor sie teuer werden

Die Technologie von Omnisent ist in vielen Bereichen einsetzbar. Zum Einstieg konzentriert sich das Start-up jedoch auf ein besonders relevantes Einsatzfeld: Druckluftsysteme in der Industrie. Diese sind in vielen Produktionsprozessen unverzichtbar, verursachen jedoch erhebliche Energieverluste, wenn Luft unbemerkt über undichte Stellen entweicht. Laut Schätzungen machen solche Leckagen rund ein Prozent des weltweiten Stromverbrauchs aus. Die Lösung von Omnisent erkennt diese Lecks anhand ihrer akustischen Signatur, wodurch sich Störungen deutlich schneller lokalisieren und beheben lassen. Statt zeit- und kostenintensiver manueller Kontrollen liefert das System automatisierte Hinweise in Echtzeit, was nicht nur die Betriebseffizienz erhöht, sondern auch CO₂-Emissionen und Energiekosten senkt. Perspektivisch sieht das Team Anwendungsmöglichkeiten weit über die Industrie hinaus – etwa in der Energiebranche, der Raumfahrt, im Verteidigungsbereich oder in der Infrastruktur von Smart Cities.

Rückenwind von Investoren und Forschung

Die Finanzierung durch Atlantic Labs unterstreicht das große Vertrauen in die technologische Innovation und das Marktpotenzial von Omnisent. Die Investoren sehen in der Kombination aus eigener Hardware, akustischer Analyse und KI ein neues Fundament für industrielle Intelligenz. Auch aus der Forschung erfährt das Start-up Unterstützung: Omnisent arbeitet mit dem Fraunhofer-Institut für Digitale Medientechnologie zusammen, das die Echtzeitanalyse von Geräuschen als wichtigen Baustein für vorausschauende Wartung und Ressourceneffizienz bewertet. Mit dem frischen Kapital will das Team nun weiter in Forschung, Entwicklung und Teamwachstum investieren und die Markteinführung bis Ende 2025 vorbereiten.

Text: Kim Determann