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12. Februar 2025

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Suchen. Erkennen. Fördern. – Wie aus Forschungsexzellenz Gründungsexzellenz entsteht.

Unternehmensgründungen durch Studierende und Forschende sind ein Weg, um Innovationen in Form von Ideen, Technologien und Wissen aus der Hochschule in die Gesellschaft zu tragen. Wir setzen uns bereits seit 2014 dafür ein, Forschungsexzellenz in Gründungsexzellenz zu überführen. Lehrveranstaltungen mit Fokus auf Entrepreneurship und Innovationsmanagement, Events und Workshops sowie individuelles Coaching zu allen gründungsrelevanten Themen zeigen Wege in die Selbstständigkeit auf. In unserem Innovationsquartier „garage33“ setzen wir zudem auf eine gute Vernetzung und den Austausch von Gründer:innen und gestandenen Unternehmer:innen. Im Rahmen des Exzellenz Start-up Center.NRW-Projekts wurden an jeder Fakultät Transferscouts und Gründungsbotschafter etabliert. Ziel ist es, das Gründungspotential von Forschungsergebnissen zu identifizieren und die Thematik Unternehmertum als ernsthafte Karriereoption für Studierende und Wissenschaftler:innen auf den Plan zu rufen.

Lieber Liang, du bist für die garage33, dem Gründungszentrum der Universität Paderborn, Transferscout der Fakultät EIM. Was genau macht ein Transferscout und wie sieht dein typischer Arbeitsalltag aus?

Als Transferscouts ist es unsere Aufgabe Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler für den Weg einer Unternehmensgründung zu sensibilisieren und Forschungsprojekte mit Gründungspotenzial zu identifizieren. Wir sind somit die Brücke zwischen den einzelnen Fakultäten und dem TecUP, da wir beide Seiten kennen. Auf der einen Seite helfe ich Studierenden und jungen Wissenschaftler:innen meiner Fakultät dabei, die passenden Unterstützungsangebote durch das TecUP zu erhalten, z. B. Coaching für erste Ideen und Förderprogramme, Workshops in der Prototypenwerkstatt „Maker Room“ oder Vernetzung zu Investor:innen. Auf der anderen Seite agiere ich als Sprachrohr für das TecUP, baue das Netzwerk innerhalb von EIM aus und informiere über Veranstaltungen. Ein typischer Arbeitstag als Transferscout besteht darin, Studierenden und Wissenschaftler:innen E-Mails mit Angeboten rund um das Thema „Gründung“ zu senden, sie zu Events und Vorträgen in die garage33 einzuladen und Interessierte entsprechend zu beraten.

Neben den Transferscouts wurden auch Gründungsbotschafter etabliert. Für die Fakultät EIM konnten wir Prof. Dr.-Ing. J. Christoph Scheytt gewinnen. Was ist die Rolle des Gründungsbotschafters?

Die Aufgabe eines Gründungsbotschafters ist es, für das Thema unternehmerische Selbständigkeit zu sensibilisieren, zu qualifizieren und allen Studierenden zugänglich zu machen. Prof. Dr.-Ing. Christoph Scheytt ist Leiter des Instituts für Elektrotechnik und kennt die Studierenden und Wissenschaftler:innen und die Technologieentwicklung am Institut. Professor Scheytt war selbst Gründer eines erfolgreichen IC-Design-Unternehmens, das heute international tätig ist. Somit hat er nicht nur Erfahrung als Gründer, sondern auch mit Unternehmensführung und dem Geschäftsbetrieb. Er ist eine große Stütze für das Thema Gründung.

Ist das Thema „Gründung“ für Studierende und Wissenschaftler:innen in der Fakultät EIM überhaupt relevant und präsent?

Für einige Studierende und Wissenschaftler:innen ja, aber ich denke, hier ist noch Luft nach oben. Durch meine Tätigkeit schaffe ich mehr Sichtbarkeit und Verständnis für die Themen „Gründung“ und „Gründungsförderung“, welche übrigens auch im Leitbild der Universität Paderborn fest verankert sind. Und sicherlich tragen auch erfolgreiche Ausgründungen der Universität Paderborn dazu bei, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Viele wissen, dass dSPACE Ende der 80er Jahre von Wissenschaftlern der Elektrotechnik der Uni Paderborn gegründet wurde. Die in der Universität entwickelte Technologie lässt sich auf einen großen Unternehmenserfolg übertragen – heute hat dSPACE 2.000 Mitarbeitende und einen Jahresumsatz von 250 Millionen Euro und ist somit ein echtes Vorbild. Es gibt natürlich auch andere erfolgreiche Start-ups aus der Universität wie Unchained Robotics oder die AMendate GmbH, die 2019 von Hexagon Manufacturing Intelligence, einem weltweit führenden Anbieter von Informationstechnologien, übernommen wurde – um nur einige zu nennen. Das Thema „Unternehmensgründung“ wird für Studierende auch durch die von TecUP angebotenen Bachelor- und Master-Module präsenter, die im Studium Generale gewählt werden können. 

Finanzielle Unsicherheit und Angst vorm Scheitern sind nur einige der Argumente von Studierenden, sich gegen eine Gründung zu entscheiden. Warum, Liang, denkst du, ist eine Gründung oft dennoch eine guter Karriereweg? 

Es gibt sehr verschiedene Förderprogramme, die sich an Studierende und Wissenschaftler:innen richten, um das Potential der eigenen Idee auszutesten. Der Antrag für ein solches Programm ist vergleichbar mit einem Businessplan, was ein sehr guter Ansatz ist, um eine Geschäftsidee zu überprüfen und zu verifizieren. Die Finanzierung garantiert den Empfänger:innen ein Gehalt für die Arbeit in ihrem Start-up. Wenn die Förderung abgeschlossen ist, wissen sie im Grunde, ob ihre Geschäftsidee funktioniert und ob sie geeignet ist, sich damit selbstständig zu machen. Und auch wenn sie sich entschließen sollten, den Weg der Selbstständigkeit abzubrechen, ist es dennoch eine einmalige und wertvolle Erfahrung für ihre weitere Karriere in einem Unternehmen. 

Du hast einen Antrag für EXIST-Forschungstransfer des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) – ehemals BMWi – geschrieben. Berätst du auch zu dem Förderprogramm?

Bei Fragen rund um die Geschäftsidee, Förderungen und Bewerbungen stehe ich als Transferscout in EIM gerne zur Verfügung. Im TecUP gibt es ein professionelles Coaching-Team, das auch detaillierten Support zu den Themen Bewerbung, Geschäftsstrategie, Geschäftsmodelle etc. anbietet. Auch ich wurde von ihnen bei der Erstellung der Bewerbung beraten und unterstützt.

Du bist seit acht Monaten als Transferscout tätig. Wenn du einmal zurückschaust: Was hat sich seitdem getan? Was läuft bisher schon gut und wo gibt es noch Handlungsbedarf?

Bisher habe ich als Transferscout für einige Veranstaltungen geworben und auch selbst an ihnen teilgenommen. Im Workshop „Prototype your PhD“ beispielsweise geht es darum, die eigene Forschung auf Praxistauglichkeit zu prüfen und daraus innerhalb von zwei Tagen eine Start-up-Idee zu entwickeln. Außerdem konnte ich am Maker Workshop in der Prototypenwerkstatt des TecUP teilnehmen und den Theaterworkshop mit veranstalten, bei dem Promovierende Präsentationsübungen erlernt haben. Wir bekommen viel Unterstützung vom Dekanat, von der Geschäftsstelle und den Fachschaften. Ich würde mir wünschen, die Kontakte und Netzwerke zu Professor:innen, Wissenschaftler:innen und Studierenden noch weiter auszubauen. 

Neben deinen Tätigkeiten als wissenschaftlicher Mitarbeiter und Transferscout, bist du Teammitglied des jungen Start-ups assemblean, welches die zukünftige Infrastruktur der digitalen Produktion entwickelt. Was begeistert dich daran, in einem Start-up mitzuarbeiten?

Die Arbeit in einem Start-up ist ganz anders als meine vorherige Forschungsarbeit. Man sollte sich nicht nur auf die technische Innovation konzentrieren, sondern auch auf die praktischen Anforderungen der Kunden. Es ist sehr cool zu sehen, dass die Technologie, die man entwickelt hat, auf das Unternehmen übertragen werden kann und dem Kunden hilft und gleichzeitig noch einen Beitrag für die Gesellschaft leistet. Wenn Sie sich sowohl für Technik als auch für Wirtschaft interessieren, ist ein Start-up eine gute Alternative für Ihre Karriere.

Vielen Dank für das Interview!

V. r. Dr. Liang Wu mit Prof. Dr.-Ing. J. Christoph Scheytt, Leiter der Fachgruppe Schaltungstechnik am HNI der Universität Paderborn und Gründungsbotschafter der garage33, am Tag der Disputation.
V. r. Dr. Liang Wu mit Prof. Dr.-Ing. J. Christoph Scheytt, Leiter der Fachgruppe Schaltungstechnik am HNI der Universität Paderborn und Gründungsbotschafter der garage33, am Tag der Disputation.
Das Team von assemblean. V. l. der Gründer Alexander Pöhler und die Gründerin Xiaojun Yang.
Das Team von assemblean. V. l. der Gründer Alexander Pöhler und die Gründerin Xiaojun Yang.

Kurzbiografie Dr. Liang Wu

Dr. Liang Wu ist wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Fachgruppe Schaltungstechnik an der Fakultät Elektrotechnik, Informatik und Mathematik (EIM) der Universität Paderborn. Hier forscht er zu Themen wie Ultrabreitband-Abtasttechniken für zeitversetzte Analog-Digital-Wandler. Ultrabreitband Analog-Digital-Wandler sind besonders für die moderne Kommunikationstechnik und High-End-Messgeräte interessant, bei denen extrem hochfrequente Analogsignale in digitale Signale mit schneller Abtastrate umgewandelt werden können. Seit 2021 ist er zudem als Transferscout im Auftrag der garage33, dem Gründungszentrum der Universität Paderborn, an der Fakultät EIM aktiv. Liang Wu erhielt seinen Master-Abschluss (M.Sc., 2014) und Doktortitel (2021) an der Universität Paderborn. Von 2014 bis 2020 arbeitete er als wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Abteilung für Schaltungstechnik an dem Heinz Nixdorf Institut (HNI). Seine Forschungsinteressen liegen im Bereich des Hochfrequenz- und breitbandiges IC-Design moderner ADC-Systeme mit SiGe BiCMOS Technologie vom Leibniz-Institut für innovative Mikroelektronik (IHP). Bei dieser Technologie handelt es sich um eine fortschrittliche Generation von SiGe-Heterojunction-Bipolartransistoren (SiGe HBT), die in komplexen BiCMOS-Technologien für Hochfrequenzanwendungen für den Einsatz in der drahtlosen und Breitbandkommunikation integriert sind. Seit 2020 arbeitet er in dem Start-up assemblean, eine Ausgründung des HNI der Universität Paderborn.